Schwäbische Zeitung: Der CDU stinken die geplanten Kuhställe

Bau von zwei Viehställen mit zusammen 500 Kühen ist geplant

21.03.2015, 00:00 Uhr
Foto: S.Musolf, sz
Foto: S.Musolf, sz

Landwirt Johannes Hopp und seine Familie möchten ihren Betrieb bei der Biogasanlage ausbauen. Die bisherigen Stallungen (Foto) seien veraltet und es gebe dort keine Möglichkeit zur Erweiterung.

21.03.2015
Sebastian Musolf, Schwäbische Zeitung:

Meßkirch sz
Der Meßkircher Landwirt Hubert Hopp hat einen Bauantrag für den Neubau zweier Kuhställe hinter seiner Biogasanlage eingereicht. Die Ställe bieten Platz für insgesamt 500 Tiere. Am Dienstag, 24. März, entscheidet der Technische Ausschuss des Meßkircher Gemeinderats über das Vorhaben.
CDU-Chefin Christel Golz kündigt bereits an, dass ihre Fraktion dem Neubau eine Absage erteilen werde. Mehrere Bürger aus der Graf-Mangold-Straße hätten sich telefonisch an Golz gewandt – sie seien besorgt: „Die Anwohner haben Angst vor Lärm- und Geruchsbelästigung.“ Zudem soll in der Nähe der geplanten Ställe künftig das Wohngebiet „Engelswieser Weg“ erschlossen werden. Nach Ansicht der CDU seien die Ställe zu stadtnah. Das Bauamt gibt die Entfernung von den geplanten Ställen zur Wohnbebauung der Graf-Mangold-Straße mit 473 Metern an. Durch künftige Erweiterungen könne der Betrieb der Hopps immer dichter an die Wohnhäuser heranrücken, befürchtet Golz. Die CDU-Chefin meint, dass die Stadt handeln müsse und die entsprechenden verfügbaren Grundstücke erwerben solle. Golz geht jedoch davon aus, dass das Landratsamt Hopps Anliegen befürworten werde: „Als Landwirt ist er priviligiert.“
Johannes Hopp, Hubert Hopps Sohn, hat den Neubau bei der Biogasanlage federführend geplant. „Die CDU-Fraktion hat damals gesagt, dass wir am Standort unserer Biogasanlage unseren Betrieb entwickeln können. Jetzt sollen sie auch dazu stehen“, kritisiert der 30-jährige Landwirt. Eigentlich wollten die Hopps die Biogasanlage ursprünglich an der alten Straße Richtung Krumbach errichten – in der Nähe des Gmeiner-Hofes. Das habe die CDU damals abgelehnt.
Die Hopps wollen vorerst nur einen Stall bauen
Der Neubau sei notwendig, da die bisherigen Stallungen an der Conradin-Kreutzer-Straße gegenüber dem Rewe-Markt mittlerweile mehr als 30 Jahre alt seien – die dortige Technik sei veraltet, sagt Hopp. Hier sind aktuell 125 Milchkühe und noch einmal so viel Jungvieh untergebracht. Da die Milchqoute zum 1. April wegfällt, möchten die Hopps mehr Tiere anschaffen. Am alten Standort sei eine Erweiterung nicht möglich: „Jetzt wollen wir die Haltungsbedingungen optimieren“, sagt Johannes Hopp. Zwar seien im Bauantrag zwei Ställe mit Platz für je 250 Tiere vermerkt, doch die Hopps möchten vor-erst nur einen Stall bei der Biogasanlage errichten. „Wir haben zwei Ställe zur Genehmigung eingereicht, um Planungssicherheit für künftige Erweiterungen zu haben“, sagt Johannes Hopp. Somit werden bei der Biogasanlage künftig etwa genauso viele Kühe leben wie bisher auf dem Hof der Familie. Ein Baubeginn werde wohl erst Ende 2016 oder Anfang 2017 erfolgen. Die komplette Gülle am neuen Standort soll zum Betrieb der Biogasanlage dienen.
Hopp hält die Ängste in Sachen Geruchs- und Lärmbelästigung für unbegründet: „Die Ställe haben eine gute Luftumwälzung.“ Die bisherigen Stallungen grenzen unmittelbar an Wohnhäuser an – hier habe sich noch niemand über Gestank beschwert, sagt Hopp. Die neuen Ställe wären wesentlich weiter entfernt – sie liegen in der Nähe der Bundesstraße 313 Richtung Tuttlingen. Der Lärm des Straßenverkerhs dort sei lauter als das Muhen der Kühe, sagt der Bauer. Hopp meint, ihr geplanter Betrieb sei „weit entfernt von Massentierhaltung“: Zwar sei bei der Biogasanlage keine Weidehaltung möglich, doch können sich die Kühe im Stall frei bewegen, eine Seitenwand könne komplett geöffnet werden, damit die Tiere Frischluft erhalten.
Bei ihnen habe sich bisher niemand beschwert, sagt Hopp – sie seien offen für jeden, der etwas über das Vorhaben erfahren möchte. SPD-Fraktionsvorsitzende Martina Mülherr und der Fraktionschef der Freien Wähler, Joachim Bach, seien bereits da gewesen und haben sich informiert: „Von der CDU hat niemand mit uns gesprochen.“
Angela Andres von der SPD-Fraktion ist Mitglied des Technischen Ausschusses. Sie steht dem Vorhaben der Hopps kritisch gegenüber: „Es ist eine politische Frage, ob wir in Zukunft solch große Ställe haben wollen. Die Betriebe werden immer größer“, sagt die Stadträtin. Es finde ein Konzentrationsprozess in der Landwirtschaft statt, den Andres nicht befürworte. Sie sei für kleine Betriebe und ökologische Nachhaltigkeit. „Die Tiere sollen auch mal auf die Weide, das wird bei solch großen Höfen schwierig“, kritisiert Andres, die Mitglied der Grünen ist. Rechtlich sei Hopps Anliegen aber wohl in Ordnung, meint sie.
Die Sitzung des Technischen Ausschusses findet am Dienstag, 24. März, um 17 Uhr im kleinen Sitzungssaal des Rathauses statt.