Südkurier-Gespräch unserer Vorsitzenden Christa Golz zum Wahlausgang

Persönlichkeiten sind gefragt

17.03.2016, 11:30 Uhr

Im SÜDKURIER-Gespräch zieht die Vorsitzende des CDU-Stadtverbands Christa Golz ihre Bilanz zur Landtagswahl mit Blick auf die Heidegger-Stadt.

Frau Golz, zwischenzeitlich konnte das Ergebnis der Landtagswahl etwas
sacken. Wie erklären Sie sich die Verluste für die CDU in der Stadt?

Ministerpräsident Kretschmann war sehr dominant und kam auch bei uns bei älteren Menschen sehr gut an. Er ist ja auch CDU-nah. Hinzu kam die Flüchtlingspolitik, die vielen Menschen Angst macht. Unser Spitzenmann Guido Wolf kam bei der Bevölkerung einfach nicht an.

Die Deutschlandkoalition scheint vom Tisch, wie sehen Sie die politische
Zukunft im Land?

Wir könnten hier auch mit einer grün - schwarzen Kombination gut leben. Wenn die CDU dabei gute Minister stellen könnte, dann wäre das auch
eine Chance für die Partei. Auch bei uns in der Bodenseeregion gibt es da gute Leute.

An wen denken Sie da?

An Thomas Bareiß, Andreas Jung, Lothar Riebsamen und oder an Thorsten Frei. Die sind alle in der Bundespolitik aber ich weiß, dass beispielsweise Thomas Bareiß schon einmal auf einen Ministerposten im Land angesprochen wurde. Ich denke, solche Personen bei uns in der Landespolitik zu haben, das wäre für uns sehr wichtig. Wir brauchen Politiker, die auch bei den Ortsvereinen und in der Bevölkerung gut ankommen. Ich denke dabei auch an die Zeit nach Kretschmann. Da sind auch bei uns ehrliche Persönlichkeiten gefragt.

Was verstehen Sie unter Ehrlichkeit?

Ich sehe das bei der Arbeit im Gemeinderat. Da müssen wir auch ehrlich sein und das Ganze im Blick haben. Ein aktuelles Beispiel ist der Waldkindergarten. Es kann nicht sein, dass wenige etwas durchsetzen wollen. Da müssen wir das Ganze im Blick haben und ehrlich sein. Kretschmann kommt in dem Sinn ehrlich bei den Bürgern rüber. Es gibt zwischen schwarz und grün viele Schnittpunkte. Andererseits können wir bei uns nicht so grün werden, dass wir jeden Obstbaum retten werden, wie das Frau Andres (Angela Andres, SPD-Ratsfraktion und Grünenmitglied, Anmerkung der Redaktion) im Gemeinderat haben will.

Welchen Ministerposten würden Sie sich denn für die CDU wünschen?

Ich finde, dass Wirtschaft und Finanzen wieder auseinander gehören. Da muss wieder ein Spezialist ansetzen.

Wie sehen Sie die Entwicklung in Stuttgart in den Tagen nach der Wahl?

Ich bin überrascht, dass Guido Wolf gleich wieder den Fraktionsvorsitz wollte. Ich finde das nicht gut, gleich wieder an die Macht. Da müsste er als Mensch mehr Gefühl für die Situation haben. Wenn bei meiner Arbeit im Ge meinderat alles abgelehnt wird, was von mir kommt, da merke ich doch auch etwas. Eine Person muss bei der Bevölkerung ankommen und das muss man als Politiker spüren.

Sehen Sie Bündnis 90/Die Grünen nach dem Wahlergebnis in Meßkirch in der Mitte der Gesellschaft angekommen?

Ich denke, hier geht es um ein Problem der Volksparteien. Die jüngeren Menschen wollen sich nicht mehr so festlegen, wie man das früher getan hat. Die Stammwähler werden weniger. Heute werden einmal die Piraten ge wählt, das andere mal dann CDU oder AfD. Und deswegen wäre es für uns so wichtig, gute Leute nach Stuttgart zu holen, falls die CDU nicht in die Opposition gehen sollte. Wir brauchen einen Minister auch aus unserer Region, weil wir sonst hier im Süden vergessen werden.

Welche Erwartungen haben sie an Andrea Bogner-Unden, der neuen
Grünen-Landtagsabgeordneten aus Wald?

Ich persönlich gar keine. Ich kenne sie auch nicht. Ich finde es aber toll, dass sie das in ihrem Alter angeht. Ich bin etwa im selben Alter und da wäre mir persönlich meine Familie sehr viel wichtiger.

Nochmals zurück zur Wahl: Denken sie im Nachhinein, dass in Meßkirch mehr hätte getan werden sollen?

Ich habe die Stimmenverluste schon im Gefühl gehabt. Auch schon, als Klaus Burger Kreisvorsitzender geworden ist. Er hatte natürlich auch ein schweres Erbe angetreten. Aber er hat sich toll reingearbeitet und wir an der Basis sind vielleicht ja auch mitschuldig, nicht früher aufmüpfig zu sein. Beim Wahlkampf gab es lange kein Wahlprogramm, das war für uns vor Ort schlecht. Auch der Wechsel in der Flüchtlingsfrage von Wolf fünf Minuten vor Schluss ging gar nicht. Mehr Veranstaltungen hätten wir vor Ort aber nicht machen brauchen. Da sitzen dann sowieso meist nur die eigenen Mitglieder mit am Tisch. Das muss nicht sein. Ich finde solche zentralen Veranstaltungen wie die vom SÜDKURIER im Schloss, die ja auch sehr gut besucht war, viel besser.

Wie wird es für die CDU an der Basis jetzt weitergehen?

Das Wahlergebnis von Sonntag ist mir schwer im Magen gelegen. Und Herr Burger ist es sicher noch schlechter gegangen. Jetzt haben wir nächste Woche eine erste Sitzung des Kreisvorstands und da sind auch die Ortsvorstände mit dabei. Ich glaube an Frau Merkel, da sonst auch Europa zerbricht und was das bedeutet, will ich mir gar nicht ausmalen. Die Flüchtlinge werde weiter ein Thema bleiben und das wird auch bei der Bundestagswahl schwierig für uns werden.

FRAGEN: Gregor Moser, SÜDKURIER